Dienstag, 22. November 2011

Nachdenklich...

Heute waren wir an einem wunderschönen Ort, mitten auf einem Hügel, gleissendes Herbstlicht, gute Luft und eine fantastische Aussicht auf den Alpstein.
Es ist ein bekanntes Ausflugsziel und dort oben gibt es einen wirklich grooossen Spielplatz und die Kinder waren, kaum angekommen, auf und davon. 
Ich habe mich auf einen Stein in die Sonne gesetzt, und die goldenen Strahlen aufgesogen. Trotz meines meditativen Zustandes, habe ich, als Mutter von vier Kindern, immer meine Fühler draussen und weiss, wo meine Kinder sich aufhalten. Meine zwölf Sinne geöffnet, vernehme ich plötzlich auch den jammernden Ruf eines ganz kleinen Geissleins, immer im Wechsel mit dem Meckern einer grossen Ziege. Irgendwann bin ich dann aufgestanden um zu schauen, was da los war:
Zwei ganz kleine, frisch geborene Geisslein standen in einem, für jedermann begehbaren, Gehege und wurden von einem kleinen Kind, ca. 3-jährig regelrecht geplagt. Der Vater stand ausserhalb mit Kamera in den Händen und fand das offenbar recht süss, wie sein Sohn die kleinen Geisslein umherschubste. Gerade als ich dazu gekommen bin, ruft eine Frau von der anderen Seite, er solle auf der Stelle die Tiere in Ruhe lassen. Erst da reagierte der Vater und als ich mich auch noch demonstrativ daneben stellte, nahm er seinen Sohn aus dem Gehege.

Ich frage mich, warum die Mutterziege sich nicht wehrt und auch verängstigt im Stall stehen bleibt. Und ich bekomme postwendend eine Antwort:
In diesem Moment betritt der Besitzer der Ziegen mit einer Tierärztin (?) das Gehege und die Ziegen, alarmiert, versuchen sich zu verstecken. Der Mann will eine der Geissen packen. Sie entwischt und er hält sie an einem Bein fest und reisst sie grob zu sich. Er flucht und schimpft, die Ziegen, das seien doch alles Affen und verfluchtes Gesindel.
Als er doch eine erwischt hatte, hielt er der Tierärztin triumphierend den Hals der Ziege hin, damit sie eine Blutentnahme machen konnte. Sein Kommentar: "Na, ist's recht so?" mit einem üblen Grinsen.

Da war mir auch klar, warum die Tiere so eingeschüchtert waren. Und es tat mir so wahnsinnig leid, das zu sehen.
Warum gibt es immer noch so viele Menschen, die Tiere so behandeln? Als wären sie böse, schädlich, dumm oder nichts wert?
Diese Menschen werden wohl nicht anders mit sich selber umgehen. Aber das ist kein Trost. Tiere sind hochsensible Wesen, wie wir, fühlen tief und spüren unglaublich viel. Sie wittern die Gefahr genauso wie sie wissen, dass jemand mit freundlicher Absicht auf sie zukommt. Aber sie sind furchtbar eingeschüchtert von uns Menschen.

Einer Mutterziege, die frisch geboren hat, geht es genau gleich, wie einer Menschenmutter in dieser Situation: sie braucht Ruhe, Schutz und eine friedliche Atmosphäre in der sie sich erholen kann. Ihre Hormone fahren Achterbahn und sie braucht Zeit. Um Kraft zu schöpfen, sich zu erholen, damit ihr Körper Milch bilden kann und sie ihr Kind begrüssen kann. Das ist der Beginn einer engen Mutter-Kind-Bindung, die für ein sicheres Ankommen in dieser Welt von grösster Wichtigkeit ist. Da wird ein Grundstein für die Beziehung zum Leben gelegt. Für gesunde Menschen und gesunde Tiere.
Leider ist es auch bei uns Menschen häufig nicht anders.
Stellt Euch vor, die Kinder dieser Welt würden sanft auf die Welt kommen und ihre erste Begegnung mit dieser Welt würde in Ruhe und in einer friedlichen, liebenden Atmosphäre stattfinden? Sie würden sich vom ersten Atemzug an freuen, noch mehr von dieser Welt und allem Leben darin zu entdecken und kennen zu lernen. Und sie hätten von Anfang an RESPEKT. Sich selbst und ihrem Leben gegenüber.


Diese Bilder sind nicht von heute. Mein Mann hat sie im Frühjahr in den Bündner Bergen gemacht...
...ich finde sie wunderschön. Postkartenreif!


Eine hommage an die Ziegen. An die Tiere und Menschen. Und das Leben...

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