Sie hatte sich angekündigt...:
Sie komme im Zeichen des Löwen und heisse übrigens Li-Lo. Ein zwischen Sternen umherfliegendes Mädchen mit blauen Augen...
Als mein Mann mir das erzählte, staunte ich etwas ungläubig, weil mein Zyklus damals - immer noch in der Stillzeit mit meinem 4. Kind - noch gar nicht wieder eingesetzt hatte. Und falls das Kind wirklich im August zur Welt kommen sollte, hätte ich innerhalb eines Monats - ohne Zyklus! - schwanger werden müssen… (und abgesehen davon; Li-Lo hätte ich mir nicht als Name für unser Kind ausgesucht. Obwohl ich ihn schön finde, wusste ich, so würde unser Kind nicht heissen...)
Ehrlich gesagt, hatte ich etwas Mühe diese ganze Botschaft einzuordnen und irgendwann liess ich es los…und vertraute einfach.
Und tatsächlich, ca. einen Monat später war ich schwanger! So wusste ich, nicht ganz genau, aber immerhin, mein Kind kommt so Mitte August zur Welt. Und da ich wieder in der ganzen Schwangerschaft keinen Arztbesuch vorgenommen hatte und somit auch keinen Ultraschall machte, wusste ich bis am Schluss nicht mehr. Aber es hat sich bewahrheitet...
Und da war noch das mit dem Namen. Bis jetzt, bei unseren anderen Kindern, war es eigentlich immer sehr ähnlich. Entweder habe ich den Namen des Kindes geträumt oder ich habe ihn irgendwo gelesen und wusste; das ist er! Und so ähnlich war es auch diesmal: ich wusste JOY für ein Mädchen von Anfang an, und erwachte eines Morgens mit Joy Lily Love. Ich sagte zu meinem Mann: "wie findest du ihn?" Seine Antwort: "Also doch Li-Lo!" (von Li-ly und LO-ve)…das war mir gar nicht bewusst! ...und so schlich sich die Li-Lo doch noch ein…:-)
Es war mitten im August…
…den ganzen Tag fühlte ich mich innerlich sehr unruhig. Das Wetter war wunderschön und es war Samstag, ein Tag vor meinem Geburtstag. Ich sortierte Kinderkleider wie wild, räumte auf wie verrückt, putzte den Kühlschrank,… (und das will was heissen! Eigentlich hätte ich es dann schon wissen müssen...:-))
Ich spürte schon, es geht nicht mehr lange. Und trotzdem wollte ich es irgendwie noch nicht wahrhaben. Ich hielt meine Hand auf meinen runden Bauch und sagte meinem Kind: "Falls du deinen eigenen Geburtstag haben möchtest, musst du entweder heute kommen oder bis übermorgen warten…"
Meine erste Tochter Lesley und ich, ca. 3 Stunden vor der Geburt...:
Abends spürte ich die erste richtige Wellen(Wehen)-Tätigkeit. Ich sass bei Tisch und bastelte mit den Kindern Rosenblätter für einen Kuchen. Allmählich verspürte ich das Bedürfnis mich zurück zu ziehen. Eine Stunde später ass ich mein Nachtessen. Wir hatten abgemacht, dass mein Mann die Kinder zu Bett bringen und dann zu mir kommen würde. Ich ass meine Rösti und verzog mich 10 min später ins Schlafzimmer. Das Zimmer hatte ich noch am Vortag gründlich mit Rauch und Trommel gereinigt und alles stand bereit…
Die Stimmung war geheimnisvoll und vibrierte, ich entzündete Kerzen in den Regenbogenfarben und eine weisse Kerze. Blumen, mein Geburtsbild, meine Trommel und meine Talismane waren alle bei mir, es duftete weich und erdig. Ich tanzte noch etwas rum und verkroch mich dann unter die Bettdecke. Claudio ass mit den Kindern und brachte sie zu Bett.
In der Zwischenzeit machte ich meine Entspannung, war hochkonzentriert und völlig in einer anderen Welt und mit meinem Baby verbunden… Ich war ganz alleine... Und doch fühlte ich mich so getragen und behütet wie selten. Ich hatte das Gefühl, der ganze Raum vibrierte und ich war doch überhaupt nicht alleine...
Etwas später kam mein Mann ins Zimmer. Ich konnte schon die Fruchtblasenhaube über dem Köpfchen spüren. Ich war ganz ruhig und zur gleichen Zeit hochkonzentriert. So ging mein Mann nochmals zu den Kindern und erzählte ihnen eine Geschichte... In der Zwischenzeit atmete ich sanft, aber hochfokussiert und -konzentriert mein Baby mit jeder Welle, langsam und stetig den Geburtsweg entlang. Mit jeder Welle atmete ich sie ein kleines Stück weiter vor und während jeder Wellenpause entspannte ich mich bewusst und spürte, wie das Köpfchen jedes Mal etwas zurückglitt. Obwohl alles schliesslich sehr schnell ging, hatte ich genügend Zeit mich zu entspannen. Offen war ich schon ganz. Alles wurde weit und weiter... Meine Tochter ging langsam aber sicher ihren Geburtsweg, bis ich ihre Fruchtblasenhaube ganz nah am Damm spürte. Die Weite wurde immer intensiver und dann ergriff mich eine enorme Kraft, eine unbeschreiblich starke Welle. Sie kam von tief unten mit solch einer Wucht und schob sanft aber mit unsäglicher Kraft... Die Fruchtblase ging auf und ich spürte ihr Kopf und ein paar weiche Häärchen. Es kam mir vor als ob die Welle mich ergriff, ich ritt auf ihr und ich wusste, ich bin die Wellenreiterin und würde meine Welle nicht verlassen... ich atmete stimmlos, führte jedoch die Luft fokussiert und genau durch meinen Körper in Richtung Öffnung... ich konnte eine Blüte sehen, die ihre Blätter ganz sachte entfaltete... ich führte mit meinem Atem und meinen beiden Händen sanft ihr Köpfchen über den Damm... maximale Weite und Offenheit... und ihr Köpfchen war da und sie gab ihre ersten Laute von sich... der absolute Höhepunkt der Freude und Glückseligkeit... Ich lachte laut auf vor Freude und mit der nächsten Welle glitt ihr Körper nach. Ich nahm sie in meine Arme an mein Herz und mein Mann, der kurz vorher das Zimmer wieder betreten hatte, deckte uns beide mit einer Decke in einer Umarmung zu…
Ich kann Euch gar nicht wirklich beschreiben, was das für ein Erlebnis ist. Einfach ein Wunder! Ein absolut magisches und bahnbrechendes Erlebnis… in diesem Moment reisst der Himmel auf und man hat das Gefühl Zeit und Raum werden neu geschrieben. Generationen über Generationen werden verschoben, Energien werden um Quanten versetzt und Spannungen lösen sich ins Nichts auf. Bei einer solch wunderschönen Geburt werden alte Wunden geheilt. Über Generationen und Welten hinweg. Ein Moment in dem die Zeit stehen bleibt…*.*
Eine Alleingeburt, so ganz ohne Hebamme, Arzt, etc. (gut, nicht ganz ohne…aber ein ziemlich harmloser…zumindest auf dem Gebiet der Gynäkologie…:-)) ist einfach wunderbar. So ohne Drama. Ich durfte es drei Mal erleben und bin zutiefst dankbar dafür...
Einige Zeit später, oder Momente, keine Ahnung wie lange, nachdem wir unser Kind begrüsst hatten, holte mein Mann unsere beiden älteren Söhne, die noch nicht schliefen und ganz wach in ihren Betten sassen, weil sie schon das Baby hörten - ein Geräusch, das sie zuerst nicht wirklich einordnen konnten -. Sie begrüssten ganz zärtlich ihre kleine Schwester und wir schauten erst dann, ob es ein Mädchen oder ein Junge war… Auch sie freuten sich riesig über die Geburt ihrer kleinen Schwester, durften noch einige Zeit bei uns sein und gingen dann wieder zu Bett.
Ca. eine Stunde nach der Geburt gebar ich die Plazenta. Wir machten wieder eine Lotusgeburt, d.h. wir trennten die Nabelschnur nicht durch.
(Mehr dazu in diesem Post... )
Joy und ihre Plazenta in der wunderschönen Plazentaschale...:
Es war einfach ein traumhafter Start. Mein Mann hatte 4 (!) ganze Wochen Ferien!!
Und wisst Ihr was: Ich wusste schon als Kind, dass dieser Geburtstag ein ganz besonderer Tag sein würde. Ich habe mich tatsächlich schon als Kind darauf gefreut! Aber ich hätte nie gedacht, dass ich am Morgen mit meinem frisch geborenen 5. Kind in den Armen aufwache und es deshalb ein so besonderer Tag werden würde...
Die traumhaft schöne Plazentaschale ist von dieser ganz wunderbaren Künstlerin.
Und die wunderschönen Fotos von Joy sind von Ruth Sun, einer ganz lieben und geduldigen Fotografin.